Das Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V. organisiert zusammen mit seinem Schwesterprojekt der CILIP und dem Schweizer Solidarité sans frontières (Sosf) in den kommenden Monaten eine Infotour zur Grenzschutzagentur Frontex. Wir wollen das komplexe Thema zugänglicher machen, denn für zukünftige Diskussionen und widerständige Praxen braucht es fundiertes Wissen über das EU-Migrationsregime und seine Auswirkungen. Um uns gegen voranschreitende Überwachung, Abschottung und Militarisierung zu wehren, müssen wir deren Ausmaße und Funktionsweisen verstehen. Darüber hinaus wollen wir Betroffene, Aktivist*innen, Expert*innen und Interessierte miteinander vernetzen.
Die aktuelle Dreier-Kooperation zu Frontex verdanken wir unserem verstorbenen Freund und Vorstandsmitglied Heiner Busch, der in allen drei Organisationen aktiv war und sie maßgeblich mitprägte. Das aktuelle Heft der CILIP trägt den Titel „Die EU – Ein Polizeistaat neuer Prägung?“, eine Frage, die Heiner aktualisiert diskutiert wissen wollte. Das neueste Schweizer Bulletin von Solidarité sans frontières (Sosf) dreht sich ebenfalls um den Ausbau der EU-Migrationsabwehr. Darin ein Text von Britta Rabe: Frontex abschaffen! Grenzschutz und Menschenrechte, ein Widerspruch in sich.
Anlass ist zunächst das Schweizer Frontex-Referendum: Das Schweizer Parlament hatte im vergangenen Jahr entschieden, den aktuellen Beitrag von 23,5 Millionen Euro auf 60 Millionen zu erhöhen. Dagegen mehrt sich Kritik: Das Referendum am 15. Mai wird zeigen, ob sich die Bevölkerung der Schweiz an dem Ausbau von Frontex weiter beteiligen will.
Die Infotour beginnt Ende April in der Schweiz mit dem Fokus auf Frontex und die zentrale Mittelmeerroute zwischen Libyen und Italien. Frontex spürt dort per Luftüberwachung Boote mit Geflüchteten auf dem Weg nach Europa auf und informiert die sogenannte Libysche Küstenwache. Über diese Hintertür lässt die EU tausende Menschen jährlich nach Libyen zurück schleppen. Britta Rabe vom Grundrechtekomitee berichtet aus ihrer Perspektive als Aktivistin beim Watch the Med Alarmphone und Matthias Monroy, Redakteur der Zeitschrift CILIP, von seinen langjährigen Recherchen. Ein Mitglied des Eritreischen Medienbundes erzählt über die direkten Auswirkungen der Abschottungspolitik auf Geflüchtete. Wie ist die Realität in libyschen Lagern und welche Verantwortung trägt Europa dafür?
Wir freuen uns über Anfragen und Einladungen für Veranstaltungen – online oder bei Ihnen und Euch vor Ort!
Veranstaltungen
Frontex und die Digitalisierung des Migrationsregimes
„Netzpolitischer Abend“ mit: Bernd Kasparek (Autor „Europa als Grenze - Eine Ethnographie der Grenzschutz-Agentur Frontex“) und Simon Noori (Grenzregimeforscher an der Universität Neuchâtel)
Zürich: 21. April, 19:00 Uhr, Zentrum Karl der Grosse
Frontex, Abschottung im Namen der EU: die zentrale Mittelmeerroute
Mit: Britta Rabe (Komitee für Grundrechte und Demokratie / Watch the Med Alarmphone, Central Med Regional Team) und Matthias Monroy (Netzaktivist; Redakteur der Zeitschrift CILIP/Bürgerrechte & Polizei)
Zürich: 27. April, 18:30 Uhr, Citykirche Offener St. Jakob
Luzern: 28. April, 18:30 Uhr, Café Parterre
Basel: 29. April, 18:30 Uhr, Gewerkschaftshaus Basel
Köln: 30. Juni, 19:00 Uhr: Frontex schiebt ab! NFH Kalk
Freiburg: 2. Mai 10:00 Kindergarten Grethergelände
Bielefeld: 17. August
Weitere Termine und Orte der Infotour werden hier und auf www.sosf.ch laufend aktualisiert.